Hier noch ein Artikel aus dem Badischen Tagblatt vom 15.01.03, welcher den Neubau anschaulich beschreibt:
Bauarbeiten für neue Realschule dauern zweieinhalb Jahre / Architekt setzt auf wohnliche Gestaltung
Eine Schule mit vielen Nischen Von BT - Redakteur Joachim Eiermann
Bühl - Zweieinhalb Jahre lang wird die derzeit größte Bühler Baustelle währen. Im Bezirk Nordbaden ist es in konjunkturschwachen Zeiten wie diesen sogar das umfassendste laufende Schulprojekt: der Neubau der Carl - Netter - Realschule in der Nachbarschaft zur Mediathek hat mit Beginn des Jahres begonnen.
Noch tut sich wenig auf dem weiträumig abgesperrten Bereich. Zur Vorbereitung gehört es, alte Stromleitungen aus dem Boden zu entfernen, bevor die Fundamentarbeiten beginnen können, erklärt Architekt Robert Wurm, jener Mann, der auch den Neubau der Mediathek plante.
Mit über 5700 Quadratmetern Grundfläche wird die vierzügige Schule um ein Vielfaches größer als ihre "Nachbarin" ausfallen, die sie jedoch um ein Stockwerk überragt. Die Realschule wird zweigeschossig errichtet, von der Leseterrasse der Mediathek wird das Schulgebäude komplett zu überblicken sein. "Wir haben deshalb die Dachaufsicht wie eine fünfte Fassade geplant", erläutert Robert Wurm vom Bühler Büro Wurm + Wurm.
Oberlichter und Lichtkuppeln fangen das Tageslicht für Aula und Flur ein. Außerdem werden die Stadtwerke der Schule aufs Dach steigen, um mit einer Vielzahl von Fotovoltaik - Modulen Strom aus Sonnenlicht zu gewinnen. Der Rest der Dachfläche wird begrünt.
Im Gegensatz zur schneeweißen Fassade der Mediathek wird die Schaue verklinkert. Von der ursprünglichen Absicht, die Vormauerziegeln weiß zu schlämmen, wurde Abstand genommen. Wurm erläutert: "Wir finden, dass der Kontrast zwischen Weiß und Rot gut passt", sei doch die Architektursprache beider Gebäude mit den großen Fensterfronten, Blickachsen und Nischen doch Ähnlich.
Die Beziehung von innen und außen äußert sich in Sitzplätzen vor querliegenden schmalen Fensterfronten, in Bänken mit Blick auf den Schulgarten sowie im Obergeschoss in einer großen Zone zum Relaxen, welche den Schülern gleichzeitig die Sicht auf den Schulhof samt Haupteingang ermöglicht. Kerzengerade zieht sich von hier aus der 80 Meter lange Hauptflur durch das Erdgeschoss zum zweiten Ein- und Ausgang an der Güterstraße.
Im Gegensatz zu den Klassenzimmern, die einem von der Schulbürokratie vorgegebenem Regelraumprogramm entsprechen müssen, bieten die Flure Freiraum für architektonische Kreativität. Wurm, der unlängst einen großen Kindergarten - Neubau in Jena realisierte, und seiner Mitarbeiterin Susanne Hoffmann geht es darum, das Schulgebäude wohnlich zu gestalten. "Kinder und Jugendliche sollen sich hier gerne aufhalten."
Bei der Konzeption der Flure werden Holz und Sichtbeton mit verputzten und eingefärbten Wandflächen kombiniert, immer wieder versetzt mit Nischen, in die sich Schüler zurückziehen können - für Gespräche oder zum ungestörten Büffeln. Die Decken werden weiß gestrichen, beim Bodenbelag fiel die Entscheidung auf Linoleum. "Dieses ist besser als sein Ruf", verweist Wurm darauf, dass es sich um ein Naturprodukt handelt. Außerdem sei es deutlich billiger als Parkett.
Die Aula ist multifunktional
Herzstück des L - förmigen Grundrisses wird die zwei Geschosse hohl Aula, ein Mehrzweckbereich mit über 180 Quadratmetern. Wird die mobile Trennwand des angrenzenden Musiksaals geöffnet, lässt sich die Fläche für Veranstaltungen um weitere rund 100 qm vergrößern. In diesem Bereich hält sich die Stadt die Option offen, geliefertes Essen im Rahmen eines Ganztages - Schulbetriebs ausgeben zu können.
Rund um die Aula sind außerdem gruppiert: ein Multimedia - Raum, zwei Techniksäle, ein gemeinsamer Maschinenraum sowie die Lehrküche und ein Raum für textiles Werken. Vier Klassenzimmer schließen sich an. Vier weitere Klassenräume finden sich im Erdgeschoss des östlichen Gebäudeflügels nahe des Haupteingangs. Gegenüberliegend sind die Räume der Verwaltung und das Lehrerzimmer untergebracht.
Im Obergeschoss, mit attraktiver Öffnung zur Aula, werden 15 Klassenzimmer eingerichtet nebst den Fachräumen für den Kunst- und EDV-Unterricht sowie für die naturwissenschaftlichen Fächer Physik, Chemie und Biologie. Diese kommen entlang der Güterstraße (zur Bahnseite) zu liegen - wie auch die Technikräume ein Geschoss tiefer. Dahinter steht die Absicht, den Klassenzimmern die ruhigeren Bereich zuzuweisen.
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